28.09.2016

Adhärenz-Auswertung bei hochpreisigen Arzneimitteltherapien am Beispiel Sovaldi®/Harvoni®

Aufgrund einiger Nachfragen zu unserer Pressemitteilung vom 20.09.2016 möchten wir Ihnen gerne weitere Informationen zu dem Thema Therapieadhärenz bei Sovaldi®/Harvoni® zur Verfügung stellen

 

Methodik der Auswertung

 

Der Auswertung zur Therapie-Adhärenz liegen die Verordnungsdaten von 2.130 Patienten mit Hepatitis C zu Grunde. Die Patienten wurden in einer ersten Analyse anhand der Dauer der Therapie und den verordneten Packungen verschiedenen Therapieregimen zugeordnet (Abbildung 1).

 

 

Aufgrund der in der Apotheke an die Patienten abgegebenen Packungen Harvoni® bzw. Sovaldi® wurde errechnet, wie viele Tage zwischen der ersten und der zweiten Packung, der zweiten Packung und der dritten Packung und so fort gelegen haben. War die Differenz größer als 28 Tage (eine Packung Sovaldi® und Harvoni® enthält jeweils 28 Tabletten, womit die Reichweite der Therapie bei einmal täglicher Gabe bei 28 Tagen liegt), entsteht eine Therapielücke. In Abhängigkeit von den Tagen postuliert die GWQ eine „lückenlose Therapie“ (keine Unterbrechung), eine „Therapielücke“ (Einnahmepause von 1 - 6 Tagen), eine „kritische Therapielücke“ (Einnahmepause von 7 - 11 Tagen) und einen „faktischen Therapieabbruch“ (ab 11 Tagen - siehe dazu auch Abbildung 2). Dieser Ansatz spiegelt die Verordnungsrealität auf Basis der ambulanten Daten wieder. Potenzielle Krankenhausaufenthalte in dem Betrachtungszeitraum wurden nicht berücksichtigt, so dass in diesen Fällen eine Therapiepause trotz Weiterführung der Therapie im stationären Bereich unterstellt wurde. Wir sind davon ausgegangen, dass der Patient die Therapie an dem Tag beginnt, an dem er das Arzneimittel aus der Apotheke abholt.

 

 

Im Endergebnis wird bei der 24-Wochen-Therapie bei 22% der Patienten in dieser Gruppe (mindestens) eine Therapielücke von mehr als 11 Tagen beobachtet. Bei der 8-Wochen- und 12-Wochen-Therapie ist dies in 7% bzw. 8% der Fälle zu beobachten. Bei der 8-Wochen-Therapie (kommt nur bei Harvoni® zur Anwendung) nehmen ¾ der Patienten die Therapie zu 100% adhärent und damit ohne jedwede Therapielücke ein (siehe Abbildung 3).

 

 

Die GWQ möchte mit diesen Daten exemplarisch zeigen, dass bei allen oral verfügbaren innovativen und kostenintensiven Therapien noch mehr Augenmerk auf die Adhärenz der Patienten gelegt werden muss. Wenn selbst bei einer so hochwirksamen wie relativ nebenwirkungsarmen Therapie wie Sovaldi® und Harvoni® diese Therapielücken auftreten, sind Patienten, Ärzte, Pharmaindustrie und Krankenkassen gemeinsam aufgerufen, hier nach neuen Wegen zur Steigerung der Therapietreue zu suchen.


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