07.02.2022

Nachbericht zum 3. GWQ-Lunch-Talk – Schwerpunktthema Hilfsmittel: „Wie viel Potenzial für die Hilfsmittelversorgung steckt im Koalitionsvertrag?“


Beim dritten digitalen „GWQ-Lunch-Talk“ am 28. Januar ging es um mögliche Konsequenzen aus dem Koalitionsvertrag für den Bereich der Hilfsmittel, einem weiteren bedeutenden Kompetenzfeld der GWQ ServicePlus AG.

Dorothee Bitters, Leiterin des Bereichs Hilfsmittel bei der GWQ untersuchte die zu erwartenden Veränderungen, offene Fragen und notwendige Reformbedarfe aus Sicht der Krankenkassen. Als Experte für Heil- und Hilfsmittelversorgung ordnete Gastreferent Andreas Brandhorst, Leiter des Referats 227 beim Bundesministerium für Gesundheit die Aussagen und Potenziale des Koalitionsvertrages aus seiner persönlichen Perspektive in den Kontext der letzten Jahre ein.

Wenig Konkretes, viel Hoffnung

Aus Sicht der GWQ-Expertin enthält der Koalitionsvertrag nur wenig Konkretes zur Hilfsmittelversorgung. Die Ausführungen lassen Frau Bitters dennoch auf eine Beschleunigung digitaler Prozesse und Leistungen in der Gesundheitsversorgung hoffen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf telemedizinische Leistungen, die Anbindung sämtlicher Akteure an die Telematikinfrastruktur – Stichwort: eRezept – sowie den notwendigen Bürokratieabbau und eine Verschlankung von Prozessen, etwa in der Vertragsgestaltung – Stichwort: digitale Einweisung.

Reformen dringend erforderlich

Im Detail lassen die gesundheitspolitischen Pläne der Ampel-Koalition ihrer Meinung nach zahlreiche Frage offen. So zum Beispiel die Frage, was Krankenkassen in den kommenden Jahren erwarten können, um eine effiziente und wirtschaftliche Hilfsmittelversorgung zu garantieren.

Demnach hat es die neue Regierung in ihrer Planung versäumt, wesentliche Reform-Baustellen bei der Hilfsmittelversorgung zu benennen. Als relevantes Thema nennt Frau Bitters beispielsweise die Stärkung des innovationsfördernden Wettbewerbsgedanken in der Hilfsmittelbeschaffung. Die Fortsetzung der aktuellen Regelungen begünstige hingegen eine Konzentration und monopolähnliche Strukturen auf der Seite der Leistungserbringer. Dies wirke umso schwerer, als derzeit sinkende Beitragseinnahmen der Krankenkassen erheblichen Kostensteigerungen bei der Hilfsmittelbeschaffung gegenüberstehen.

Mögliche Verbesserungen im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Transparenz sieht sie etwa durch die Trennung von Produkt und Dienstleistung. Vorteile für mehr Wirtschaftlichkeit sieht sie dabei in der direkten Vertragsbeziehung zwischen Hersteller und Krankenkasse beim Einkauf. Die Wiederaufnahme von Qualitätsausschreibungen, wie sie nach dem HHVG vorgesehen waren, bieten die Chance der Qualitätsfokussierung bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit.

Ihr Fazit: Reformen sind dringend erforderlich, um eine wirtschaftliche und qualitativ hochwertige Hilfsmittelversorgung sicher zu stellen.

Kurskorrekturen bisher nicht in Aussicht

Mit einen Rückblick auf die Entwicklungen der letzten Jahre erläuterte Hilfsmittelexperte Brandhorst aus seiner persönlichen Sicht u. a., dass eine zu einseitige Ausrichtung des Wettbewerbes bei der Hilfsmittelbeschaffung auf Kostenaspekte in der Vergangenheit quantitativ und qualitativ auch zu Einbußen bei der Patientenversorgung geführt hat.

In zum Teil großer Detailtiefe ging er u. a. auf Ausschreibungen, die Präqualifizierung und das Hilfsmittelverzeichnis ein. Aus seiner Sicht haben sich viele Regelungen der letzten Jahre bewährt. Dementsprechend sei es auch nicht verwunderlich, dass dieser Bereich im Koalitionsvertrag angesichts der Herausforderungen durch Corona nicht höher priorisiert bzw. ausführlicher erwähnt wurde.

Seiner persönlichen Meinung nach sind in der laufenden Legislaturperiode keine grundlegenden Kurskorrekturen für die Hilfsmittelversorgung zu erwarten. Er rechnet eher mit Anpassungen im Detail sowie mit der Diskussion und Evaluierung einzelner Bereiche.

Digitalisierungsgrad der Krankenkassen steigern

Die Beschleunigung der Digitalisierung steht aus seiner Sicht dagegen selbstverständlich auf der Agenda der Koalition. Allerdings sieht er hier auch Aufgaben bei den Krankenkassen. So werde etwa eine flächendeckende Einführung von elektronischen Kostenvoranschlägen nicht zuletzt auch durch ein einheitlich hohes Niveau des Digitalisierungsgrades befördert.

Für weitere Fragen zu GWQ-Leistungen im Bereich Hilfsmittel, wenden Sie sich bitte direkt an Frau Dorothee Bitters.

Beste Grüße
Ihre GWQ ServicePlus AG


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