02/16 | E-Health-Forum der GWQ: Startschuss für den Weg zum Gesundheitssystem 2.0

Das erste E-Health-Forum der GWQ sollte nicht das letzte sein – diese Rückmeldung der teilnehmenden Kassenvertreter steht dafür, dass E-Health einen festen Platz in den Planungen der GKV gefunden hat. Denn alle Gäste und Referenten des Forums unterstützten die von GWQ-Vorstand Dr. Johannes Thormählen in seiner Begrüßung formulierte These: Es geht nicht um die Frage, ob das Gesundheitssystem 2.0 kommt, sondern das „Wann“ und „Wie“. Die Vorträge und Diskussionen des Forums zeichneten nicht nur ein Bild vom Umfang der bevorstehenden Veränderungen, sie zeigten auch, wie Kassen und Versicherte schon heute von konkreten E-Health-Lösungen profitieren könnten. Für die GWQ ist das Interesse der Kassen daher ein Auftrag, ihre Kunden bei Beobachtung, Bewertung und Implementierung von E-Health-Angeboten zur Seite zu stehen.

Gut 70 Gäste hatten sich trotz streikbedingter Anreiseprobleme am 27. April in der Düsseldorfer „Classic Remise“ eingefunden, einem ehemaligen Lokschuppen, der heute Traumautos aus mehr als 100 Jahren Automobilgeschichte beherbergt. Ähnlich wie die immer schnelleren Innovationszyklen der Industrie diese Fahrzeuge längst zu museumsreifen Sammlerstücken gemacht haben, wird auch das Gesundheitssystem von heute der Vergangenheit angehören, wenn die strukturellen Innovationsbremsen erst einmal gelöst sind. Denn die, so der Wirtschaftswissenschaftler und E-Commerce-Experte Prof. Dr. Martin Gersch, würden die Entwicklung vielleicht bremsen, nicht dauerhaft blockieren. Die digitale Transformation des Gesundheitswesens, so Prof. Gersch, habe eine sehr lange Lunte, aber die würde letztlich einen „großen Knall“ auslösen.

Schließlich gehe es, so Dr. Markus Müschenich, Vorsitzender des Bundesverbands Internetmedizin (BiM), bei E-Health nicht um die Einführung technischer Spielereien, sondern um Wege zu einer in jeder Hinsicht besseren und effizienteren Versorgungsorganisation, zu Versorgungsverbesserungen auch im Sinne der Patienten. Das ist laut Dr. Müschenich kein Verkaufsargument von geschäftstüchtigen Entwicklern, sondern mittlerweile auch Erkenntnisstand der Ärzteschaft. Er verwies auf eine Einschätzung der Bundesärztekammer, nach der z. B. Telemedizin „gegenüber konventionellen Verfahren auch als gleichwertig oder überlegen angesehen werden“ kann.

Das wird schon heute durch in die Praxis eingeführte Projekte bewiesen: Im Bergischen Land hat der Internist und Landarzt Dr. Thomas Aßmann das Projekt Telearzt ins Leben gerufen. Damit wird die hausärztliche Versorgung in ländlichen Regionen spürbar und nachhaltig verbessert. Der Hausarzt wird zeitlich entlastet, weil die meist zeitraubenden Hausbesuche von einer besonders qualifizierten medizinischen Assistentin (VERAH) übernommen werden. Diese Fachkraft ist mit einem „Telemedizin-Rucksack“ ausgerüstet, dessen Inhalt die direkte Einspielung von Patientendaten in die Praxissoftware erlaubt. Vor allem aber kann der Arzt per Videoübertragung zugeschaltet werden, um mit den Patienten zu sprechen oder die VERAH zu beraten. Das im Herbst 2015 gestartete und von der GWQ begleitete Projekt läuft so erfolgreich, dass der Initiator Dr. Thomas Aßmann es nach Rücksprache mit Hausarztverbänden für möglich hält, den Telearzt noch in diesem Jahrzehnt flächendeckend einzuführen, integriert in die Hausarztzentrierte Versorgung. Das Konzept überzeugt: Noch während der Veranstaltung kündigten mehrere Kassen an, sich am entsprechenden GWQ-Antrag für den Innovationsfonds zu beteiligen.

 

Noch schneller in die Versorgungspraxis integriert werden könnten die meisten der Apps, die sich um den auf dem Forum erstmals vergebenen E-Health-Award der GWQ präsentierten. Die neuartigen Anwendungen haben den Status von Spielereien hinter sich gelassen und sind durchweg als Medizinprodukte zugelassen. Das Spektrum der vorgestellten Lösungen reichte von Diabetes- und Schwangerschafts-Managern über qualitätsgesicherte Hörtests bis zu Geräten, die Patienten automatisch und verordnungsgerecht mit einzunehmenden Medikamenten versorgen

Zum Gewinner des ersten GWQ-E-Health-Awards wurde die App „Preventicus“ erkoren. Sie überzeugte die Jury insbesondere durch ihre besonders hohe medizinische Relevanz, weil sie einen einfachen Weg zur Verbesserung der Schlaganfall-Prävention geht. Die App erlaubt die Erfassung der Pulswellen von Patienten über die Smartphone-Kamera und analysiert auf dieser Grundlage Variabilität und Form der Pulswellen. Innerhalb weniger Minuten erfährt der Patient, ob sein Herzrhythmus normal ist oder eine ernsthafte Herzrhythmusstörung vorliegt, die mit der Gefahr eines Schlaganfalls verbunden ist.

Die durchweg positive Resonanz auf die Veranstaltung hat die GWQ darin bestätigt, sich dauerhaft als Kompetenzzentrum für E-Health zu positionieren. Die Krankenkassen benötigen angesichts des kaum überschaubaren und weiter wachsenden Marktes sachkundige und vertrauenswürdige Unterstützung. Deshalb wird die GWQ sich verstärkt auf die Marktbeobachtung und Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsanalysen neuer Lösungen konzentrieren aber die Kassen auch bei Entwicklung und Umsetzung eigener E-Health-Strategien unterstützen und natürlich auch entsprechende vertragliche Regelungen anbieten.


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